Vergangenen Zeiten auf der Spur – mit Kelle, Pinsel und Drohne

Schüler:innen durften die Archäolog:innen für einen Tag begleiten

29.04.2024 / Lesezeit: 4 Minuten

Überraschungen stehen bei archäologischen Ausgrabungen auf der Tagesordnung: Denn bei Grabungen weiß man nie, welches Fundstück seit Jahrtausenden darauf wartet, ausgegraben zu werden: Das erfuhren zehn Kinder der Hector Kinderakademie aus Hemmingen Mitte April 2024 hautnah. Die neun- bis zehnjährigen Grundschulkinder besuchten gemeinsam mit ihren Eltern im Rahmen eines Projektausflugs die archäologischen Ausgrabungen nahe Bönnigheim, die zur Vorbereitung für den Bau der SEL im Auftrag von terranets bw durchgeführt werden. Dabei durften die Kinder nicht nur zuschauen, sondern ebenfalls Kelle und Pinsel in die Hand nehmen und vergangenen Zeiten auf die Spur gehen. Veranstaltet wurde der Besuch vom Keltenmuseum Hochdorf/Enz.

 

Bei der Ausgrabungsstätte in der Nähe von Bönnigheim gab es für die Kinder einiges zu finden. „Überraschenderweise haben wir hier ein kleines Gräberfeld aus dem Mittelneolithikum mit zwölf Gräbern gefunden. Dabei hatten wir ursprünglich anhand von Luftbildern des Landesamts für Denkmalpflege vorgeschichtliche Siedlungen erwartet“, erklärte Dr. Ralf Keller die Ausgrabungsstätte. Er ist Teil einer eigens für die SEL gegründeten Arbeitsgemeinschaft, die im Auftrag von terranets bw sowie in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde archäologische Arbeiten entlang der Trasse von Löchgau über Besigheim, Bietigheim-Bissingen, Ingersheim, Freiberg a. N., Ludwigsburg, Marbach a. N., Remseck a. N., Waiblingen, Korb, Weinstadt, Kernen i. R. und Aichwald bis nach Esslingen a. N.  durchführt und nach archäologischen Fundstücken und Kulturgütern sucht. Ziel dieser Arbeiten ist es, wertvolle Artefakte der Vergangenheit zu bergen und sie für die Nachwelt zu archivieren und der Wissenschaft zugänglich zu machen.

 

Drohnenaufnahmen, mit denen die freigelegten Überreste fotografiert werden, sind heute Standard auf jeder Ausgrabung. Um zu zeigen, wie sie ihre Entdeckungen bei den archäologischen Ausgrabungen dokumentieren, ließen die Forscher:innen die Drohne starten – ein besonderes Highlight für die Kinder. Im Anschluss durften die Kinder selbst auf Entdeckungstour gehen und wurden dabei fündig: Sie fanden zum Beispiel vorgeschichtliche Scherben und hart gebrannten Lehm vom Wandverputz der Häuser. Besonders fasziniert zeigten sich die Schüler:innen von den Fotos der freigelegten Skelette aus der Jungsteinzeit.

 

Beim Besuch erklärte Grabungsleiterin Jessica Schiller den Grundschulkindern, welche Gegenstände sie und ihre Kolleg:innen in den Gräbern gefunden haben: „Wir haben als Grabbeigaben zum Beispiel Keramik, Steinbeile und Mahlsteine gefunden. Außerdem haben wir oft Speisebeigaben in Form von Tierknochen beobachtet.“ Zum Abschluss des Tages gab sie zudem eine Schätzung zum Alter der gefundenen Artefakte ab: So wies eine erste Sichtung der noch nicht restaurierten Keramikfunde darauf hin, dass die Gräber zur mittelneolithischen Hinkelsteinkultur (frühes 5. Jahrtausend v. Chr.) gehörten, also etwa 7.000 Jahre alt sind. Eine Zahl, die die Schüler:innen samt ihrer Eltern zum Staunen brachte.

 

Wie die Forscher:innen bei den Ausgrabungen entlang der SEL vorgehen sowie ein Interview mit dem Projektleiter für Archäologie, Sascha Schmidt, finden Sie hier:

Im Interview: "Archäologie ist wie Rätsellösen"
Frühmittelalterlichen Siedlungen auf der Spur

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