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Archäologische Grabung: Überraschungsfund an der SEL

08.07.2025 / Lesezeit: 3 Minuten

Auf einem Rohrlagerplatz in Heidelberg wurden Relikte unter anderem aus der Römerzeit entdeckt

 

„Dass sich hier Reste von Siedlungen befinden, die schon über 1.800 Jahre alt sind, war uns nicht bekannt“, sagt Sascha Schmidt und meint damit Relikte aus der römischen und alemannischen Zeit, die beim Anlegen eines Rohrlagerplatzes bei Heidelberg-Grenzhof ausgegraben wurden. Schmidt und seine Kolleg:innen der Arbeitsgemeinschaft Arfo sind an der SEL für die archäologischen Untersuchungen zuständig – so zum Beispiel auf dem 61 Kilometer langen Abschnitt von Heidelberg bis Heilbronn, der über Leimen, Wiesloch und Bad Rappenau führt und bis Ende 2026 in Betrieb gehen wird.

 

Bauvorbereitende und baubegleitende Grabungen beim Bau der SEL 

Archäologische Maßnahmen finden meist im Vorfeld zum Trassenbau statt. Diese gehören zu den sogenannten bauvorbereitenden Maßnahmen. Dabei werden Flächen untersucht, bei denen das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (LAD) archäologische Funde im Boden vermutet. Diese Verdachtsflächen stammen aus einem Archiv an Aufzeichnungen von bereits bekannten Fundstellen, die in den vergangenen 200 Jahren gesammelt wurden.

 

Anders verhält es sich bei baubegleitenden Maßnahmen, bei denen Flächen untersucht werden, die nicht als Verdachtsfläche beim LAD bekannt sind – wie im Beispiel des Rohrlagerplatzes in Heidelberg. „Bevor ein Rohrlagerplatz angelegt wird, kommen wir ins Spiel: Wir sondieren die Fläche auf archäologische Artefakte, indem wir die tieferen Bodenschichten untersuchen und geben sie frei oder dokumentieren und bergen die archäologischen Strukturen. Je nachdem, ob wir etwas finden oder nicht“, erklärt Sascha Schmidt.

 

Von Keramikschalen bis zur Gewandspange: Funde aus vergangenen Zeiten bei Heidelberg 

„Dass wir im Rahmen von baubegleitenden Untersuchungen etwas finden, kommt immer wieder vor. Allerdings haben uns Umfang und Qualität der Funde hier bei Heidelberg überrascht“, führt Sascha Schmidt aus und erklärt: „Gruben und Grubenhäuser weisen – zusammen mit römischen Funden und Baustrukturen – darauf hin, dass sich an dieser Stelle ein römischer Bauernhof, eine villa rustica befand. Dieser wurde im frühen Mittelalter, das heißt im 6. bis 7. Jahrhundert nach Christus, wieder als Siedlungsplatz genutzt. Diese Form der Nachnutzung ist grundsätzlich bekannt, aber nicht allzu häufig belegt. Dieser Platz gibt daher wichtige Einblicke in die regionale Besiedlungsgeschichte.“

Werfen Sie einen Blick in die Vergangenheit! Das sind Objekte, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden:

Archäologische Überraschungsfunde an der SEL

Eine bronzene Fibel (Gewandspange), deren Verschlusshalterung abgebrochen ist

Archäologische Überraschungsfunde an der SEL

Die Schnalle eines Lederriemens aus nachrömischer Zeit

Archäologische Überraschungsfunde an der SEL

Funde römischer Keramik aus dem 2.-3.Jh. Auf der Hand ist ein Standring eines römischen Gefäßes zu sehen.

Archäologische Überraschungsfunde an der SEL

Eine römische Keramik mit eingeprägten Verzierungen, eine sogenannte Reliefsigillata

Archäologische Überraschungsfunde an der SEL

Ein Fundamentstein eines römischen Großgebäudes zum Beispiel eines Stalls oder einer Scheune

Archäologische Überraschungsfunde an der SEL

Der Grabungsleiter in Heidelberg zeigt das Bruchstück einer römischen Amphore mit Henkel.

Die Überraschungsfunde werden nun fachgerecht geborgen und dem Land Baden-Württemberg übergeben. Im nächsten Schritt wird der Rohrlagerplatz angelegt, der Bau auf diesem Abschnitt der SEL beginnt im August 2025. 

Mehr Informationen und einen Einblick in die archäologischen Grabungen an der SEL erhalten Sie im Video in unserer Mediathek.


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