20.05.2025 / Lesezeit: 4 Minuten
Zu den Bauvorbereitungen gehören CEF-Maßnahmen – unter anderem in Weinstadt, wo Eidechsen eine neue Heimat finden.
Bevor terranets bw mit dem Bau der SEL beginnt, wird die Trasse umfangreich untersucht und vorbereitet. Dazu gehören Rodungen, archäologische Grabungen und sogenannte CEF-Maßnahmen, also vorgezogene Artenschutzmaßnahmen, die dem Schutz von Flora und Fauna dienen – so auch auf der Trasse zwischen Löchgau bis Esslingen a. N.. Dort, wo diese Bauvorbereitungen entlang der insgesamt 43 Kilometer langen Trasse bereits abgeschlossen sind, hat der Bau bereits begonnen.
An anderen Stellen bereitet terranets bw den Bau weiterhin vor – so auch im Fall eines Zauneidechsenhabitats bei Weinstadt. Dieses befindet sich auf einer Fläche, die für den Bau der SEL benötigt wird. Die dort angesiedelten Eidechsen werden daher umgesiedelt.
Schutz von Flora und Fauna: Neue Heimat von Zauneidechsen
„Zauneidechsen sind europarechtlich geschützte Arten und stehen in Baden-Württemberg auf der Vorwarnliste. Daher gehen wir bei der Umsiedlung in Weinstadt sehr vorsichtig vor“, sagt John Kirschner. Er ist Mitarbeiter beim Fachbüro für Umwelt- und Landschaftsplanung Bosch & Partner GmbH. Seine Kolleg:innen und er sind im SEL-Projektteam für die Umweltbaubegleitung (UBB) zuständig und kümmern sich in dieser Rolle um alle naturschutz- und umweltrelevanten Aspekte beim Bau der SEL. Dazu gehört unter anderem die Maßnahme zur Umsiedlung der Eidechsen in Weinstadt.
Das Ersatzhabitat wird gezielt nach den Bedürfnissen der Zauneidechsen gestaltet – mit Gabionen, Totholzhaufen, Eiablageplätzen durch Sandlinsen und heimischer Vegetation. „Das Besondere an der Maßnahme in Weinstadt ist, dass wir nicht nur die Eidechsen umsiedeln, sondern auch ihr bisheriges Habitat mitumziehen“, sagt Kirschner und fügt an: „Der Vorteil liegt darin, dass wir das ursprüngliche Habitat auf der angrenzenden Fläche neu errichten können. Nach Abschluss der Bauarbeiten geben wir auch diese Fläche wieder für die Eidechsen frei und schaffen damit insgesamt einen noch größeren Flächenverbund und ein wertvolleres Eidechsenhabitat.“
Realisierung des Ersatzhabitats – Wohlfühlfaktor inbegriffen
Um den Zauneidechsen ein durchgängig sicheres und funktionierendes neues Zuhause zu gestalten, wurden zahlreiche Elemente im neuen Ersatzhabitat eingebaut: Zum Beispiel sogenannte Gabionen, ein mit Steinen gefüllter Drahtkorb, welche als Versteckmöglichkeiten für die Eidechsen dienen. Bei Sonnenschein erhitzen sich die Steine und die Eidechsen können sich erwärmen.
Um den Eidechsen die Möglichkeit zur Eiablage zu bieten, wurden sogenannte Sandlinsen errichtet: In Sandgruben können die Eidechsen ihre Eier legen und vergraben.
Zudem wurden Totholzhaufen erbaut. Das sind aufgehäufte Äste, die unter anderem den Eidechsen als Sonnen- und Versteckplätze dienen. Auch andere Lebewesen gesellen sich gerne dazu. Zum Beispiel bieten Totholzhaufen auch Igeln, Mäuse, Spinnen und Käfer einen geeigneten Lebensraum. Einige dieser Tiere finden sich auch auf den angrenzenden Flächen. Diese Flächen werden ebenfalls gepflegt, um Lebensraum für Insekten zu schaffen, die wiederum als Nahrungsquelle für die Zauneidechse dienen. Damit die Eidechsen vor der Baumaßnahme geschützt sind, wurde an der Grenze des Arbeitsstreifens ein Reptilienschutzzaun errichtet.
Aufwertung des ursprünglichen Habitats
Das Anlegen der neuen Habitatelemente wurde bis Ende März 2025 fertiggestellt. „Bevor die Eidechsen umgesiedelt werden, ist es wichtig, dass die neue Fläche ökologisch funktionsfähig ist“, sagt John Kirschner und fügt an: „Das ist ein maßgeblicher Faktor, dass die Tiere das neue Habitat annehmen.“ Anfang April 2025 haben Biolog:innen mit dem Absammeln der Zauneidechsen begonnen.
Bis Herbst 2025 sollen alle Zauneidechsen in ihr neues Zuhause umgezogen sein, woraufhin ihr altes Zuhause, der Steinriegel, ebenfalls auf die neue Fläche umgesetzt wird. Ein Steinriegel dient als Wärmespeicher für die Eidechsen. Er besteht aus angehäuften Steinen in Form eines langen Walls. „Das ist wichtig, weil es einerseits ein bereits bekanntes Terrain für die Tiere ist. Andererseits greifen wir dadurch auf bereits vorhandene Elemente zurück. Nach der Umsiedlung wird das Areal von uns kontrolliert, um zu beobachten, ob sich die Tiere eingewöhnen, und um gegebenenfalls nachzubessern“, berichtet John Kirschner.
„Nach Abschluss der Bauarbeiten und der Rekultivierungsarbeiten werden die Zäune geöffnet “, erklärt John Kirschner und fügt an: „Das neue Ersatzhabitat bleibt mit all seinen Elementen bestehen – ganz zum Vorteil der Eidechsen: Sie gewinnen damit eine Fläche dazu und haben es damit noch größer und gemütlicher als bislang.“