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"Ein Dolmetscher zwischen Bagger und Biotop"

19.05.2025 / Lesezeit: 3 Minuten

John Kirschner ist Umweltbaubegleiter. Im Interview berichtet er vom Schutz von Flora und Fauna.

 

Bevor eine Leitung gebaut wird, setzt terranets bw umfassende Vorarbeiten um. Dazu zählen Rodungen, archäologische Grabungen und sogenannte CEF-Maßnahmen, die dem Schutz von Flora und Fauna dienen. Entlang der Trasse zwischen Löchgau bis Esslingen a. N. finden momentan an einigen Stellen solche vorgezogene Artenschutzmaßnahmen statt. Dort, wo die Bauvorbereitungen an der insgesamt 43 Kilometer langen Trasse abgeschlossen sind, hat der Bau bereits begonnen. 

John Kirschner ist Mitarbeiter beim Fachbüro für Umwelt- und Landschaftsplanung Bosch & Partner GmbH und kümmert sich als Umweltbaubegleiter um alle naturschutz- und umweltrelevanten Aspekte beim Bau der SEL. Im Interview gibt er Einblicke in die Aufgaben einer Umweltbaubegleitung (UBB) und was die SEL aus seiner Sicht besonders macht.

Was genau macht eine Umweltbaubegleitung? 

Eine Umweltbaubegleitung hat beim Bau alle Umweltauflagen im Blick. Dazu gehört, dass wir den Bauverlauf beobachten und dokumentieren mit dem Ziel, dass alle Maßnahmen zum Schutz von Tieren und Pflanzen korrekt umgesetzt werden.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag als Umweltbaubegleitung aus? 

Ein typischer Arbeitstag beginnt meist schon am Vortag mit der inhaltlichen Vorbereitung – etwa durch die Sichtung von Plänen, aktuellen Entwicklungen oder Schwerpunkten, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. Am Tag selbst fahre ich auf die Baustelle und dokumentiere und kontrolliere das Baugeschehen – mit besonderem Augenmerk auf den Artenschutz. Im Anschluss bereite ich den Baustellenbesuch nach und protokolliere meine Beobachtungen und die Absprachen mit dem Bauleiter. Außerdem erstelle ich eine umfassende Fotodokumentation, um das Tagesgeschehen festzuhalten. 

In Weinstadt wurde im Frühjahr 2025 ein Eidechsenhabitat umgesiedelt – das gehört ja auch in Ihr Aufgabengebiet. Wie läuft denn so eine Umsiedlung ab? 

Zunächst erfolgt eine Kartierung der vorhandenen Eidechsenpopulation. Dabei wird niedergeschrieben, wo sich die Tiere aufhalten und wie viele Tiere es gibt. Im Nachgang dazu wird im Bestfall in unmittelbarer Nähe ein geeignetes Ersatzhabitat geschaffen – mit Sonnenplätzen, Versteckmöglichkeiten und einer passenden Struktur. Anschließend beginnt die eigentliche Umsiedlung: Die Tiere werden per Reptilienschutzzaun kontrolliert in dem späteren Baufeld gehalten, eingefangen und schließlich kontrolliert umgesetzt. Danach sorgt der Zaun dafür, dass die umgesetzten Reptilien dem Baufeld fernbleiben. Dieser Prozess dauert oft mehrere Wochen bis Monate, da Eidechsen territorial und scheu sind. Zudem können Witterungseinflüsse, wie zum Beispiel Kälteperioden, zu Verzögerungen beim Fang führen. 

Welche ökologischen Anforderungen und Schutzaspekte sind bei der Baubegleitung der SEL besonders wichtig? 

Bei der SEL handelt es sich um ein sehr dynamisches Bauvorhaben, das in mehreren Abschnitten realisiert wird – oft gleichzeitig an verschiedenen Stellen. Deshalb ist es besonders wichtig, den Überblick über das Gesamtprojekt zu behalten und dennoch die ökologischen Anforderungen für jeden einzelnen Bauabschnitt genau zu beachten. Dabei geht es vor allem darum, den Schutz von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen sicherzustellen – unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Eine enge Abstimmung zwischen allen Beteiligten – also Planern, Baufirmen, Behörden und Umweltbaubegleitung – ist dabei entscheidend, um gemeinsame Lösungen zu finden, die sowohl den Baufortschritt als auch den Naturschutz berücksichtigen. 

Wie sorgen Sie dafür, dass Bau und Naturschutz Hand in Hand gehen? 

Bereits in der Planungsphase bringen wir unser Fachwissen ein, um mögliche Herausforderungen beim Bau frühzeitig zu erkennen und aufzulösen. Während der Bauphase überwachen wir die Einhaltung der ökologischen Auflagen und beraten die Baufirmen. Dabei arbeiten wir eng mit den Baufirmen, terranets bw und den Behörden zusammen.


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